Hämostaseologie

In unserer Gerinnungssprechstunde werden sämtliche Störungen der Blutgerinnung unter Einbeziehung hochspezialisierter Labortests diagnostiziert und therapiert.

Die Hämostaseologie ist die Lehre von der Blutgerinnung und ihrer Störungen. Die Blutgerinnung ist ein komplexer Vorgang unter Beteiligung von Gerinnungsfaktoren (Enzyme aus dem Blut) und Blutzellen, vor allem den Blutplättchen (Thrombozyten), um Blutungen zu stillen. Störungen im Blutgerinnungssystem können erblich bedingt (angeboren) sein oder in Folge einer anderen Erkrankung entstehen (erworbene Gerinnungsstörung). Eine zu geringe Blutgerinnung führt zu ungewöhnlichen Blutungen (Hämorrhagie), eine zu starke Blutgerinnung hingegen bewirkt die Entwicklung von Blutgerinnseln (Thrombosen).

Patient*innen mit Blutungsneigung beobachten in der Regel ein gehäuftes Auftreten von blauen Flecken (Hämatomen), wiederholtes Nasenbluten, übermäßiges Zahnfleischbluten und Blutungskomplikationen bei operativen Eingriffen. Frauen haben zusätzlich eine verstärkte Regelblutung sowie Nachblutungen in Folge einer Geburt.

Mittels eingehender Erfassung Ihrer Krankheitsgeschichte und auch der Ihrer Familien sowie einer laboranalytischen Untersuchung von Blutplasma und -plättchen gehen wir den Ursachen der Blutungsneigung nach. Darauf basierend können wir ein geeignetes Maßnahmenmanagement zur Blutungsprophylaxe und -behandlung erstellen.

von-Willebrand-Syndrom

Die häufigste angeborene Gerinnungsstörung, die mit einer vermehrten Blutungsneigung einhergeht, ist das von-Willebrand-Syndrom. Betroffenen fehlt oder mangelt es an einem bestimmten Eiweiß im Blut, dem Faktor-VIII-Trägerprotein, auch Von-Willebrand-Faktor genannt.

Hämophilie A und B (Faktor VIII- bzw. Faktor IX-Mangel)

Hämophilie, im Volksmund auch "Bluterkrankheit" genannt, ist eine erbliche Erkrankung, bei der ein Mangel oder eine verringerte Aktivität des Gerinnungsfaktors VIII (Hämophilie A) oder des Gerinnungsfaktor IX (Hämophilie B) vorliegt. Selten gibt es diesbezüglich auch erworbene Störungen, die als Folge einer Reaktion des Körpers gegen eigene Gerinnungsfaktoren entstehen können (Hemmkörperhämophilie).

Thrombozytopenien

Bei einer Thrombozytopenie ist die Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) vermindert, verursacht durch eine verminderte Produktion im Knochenmark oder auch durch einen erhöhten Verbrauch.

Eine angeborene oder erworbene Thromboseneigung wird durch eine vollständige Anamnese und entsprechende Blutuntersuchungen diagnostiziert. Gemeinsam mit Ihnen besprechen wir vermeidbare Risikofaktoren, wie Übergewicht, Rauchen und Bewegungsmangel sowie einen möglichen medikamentösen Einsatz eines Blutverdünners.

Thrombophilie

Die Thrombophilie bezeichnet eine angeborene oder erworbene Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Blutgefäßen. Die häufigste Ursache für eine Thrombophilie ist eine genetische Veränderung im Gen des Gerinnungsfaktors V (Faktor-V-Leiden-Mutation, auch APC-Resistenz genannt).

Venenthrombosen in der Schwangerschaft

In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe betreuen wir in unserer Gerinnungsambulanz schwangere Patientinnen mit einem erhöhten Thromboserisiko. Nach umfassender Untersuchung erfolgt ein individuelles Management zur Vorbeugung und Verhütung aber auch zur Behandlung von schwangerschaftsassozierten Thrombosen.

Unser Hämophilie-Zentrum der Kategorie HBE* (Hämophiliebehandlungseinrichtung) gemäß der Deutsche Hämophiliegesellschaft (DHG e.V.) versorgt Patient*innen mit einer Hämophilie A (Faktor VIII-Mangel) oder Hämophilie B (Faktor IX-Mangel).

*HBE (Hämophiliezentrum zur Hämophiliebehandlung)

  • Beratung, Diagnostik, Therapie und Betreuung von mindestens zehn Patient*innen mit schwerer Hämophilie A und B im vorangegangenen Behandlungsjahr
  • Unsere betreuenden Ärzt*innen für Hämostaseologie bzw. hämostaseologisch erfahrene Ärzt*innen sind rund um die Uhr erreichbar.
  • Über unser 24-Stunden-Notfalldepot ist die Versorgung mit Faktorenkonzentraten zur Blutungsbehandlung und -prophylaxe sichergestellt.
  • Wir arbeiten eng mit allen am Klinikum angesiedelten Fachgebieten zusammen.
  • In unserem Speziallabor kann eine gerinnungsanalytische Diagnostik (eigenkontrolliert) durchführen werden.
  • Wir nehmen am Deutschen Hämophilieregister teil.
Portraitfoto Dr. med. Frank Breywisch

„Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen steht im Mittelpunkt der Versorgung unserer Patient*innen mit Gerinnungsstörungen. Das ist essentiell, um bei diesen zum Teil komplexen Erkrankungen gut beraten und behandeln zu können.“  

Dr. med. Frank Breywisch, Leitender Oberarzt